Zurück
,

Bargeld halten schützt nicht vor Verlusten

Viele Schweizer Nonprofitorganisationen (NPO) sind zurückhaltend bei Geldanlagen. Im Schnitt war das Finanzvermögen laut Jahrbuch der Hilfswerke 2018 zu 58% in liquiden Mitteln, zu 29% in Wertschriften und zu 14% in Immobilien unterteilt. Der hohe Anteil an liquiden Mitteln wird damit erklärt, dass Verluste bei der Vermögensanlage von NPO einen Reputationsschaden nach sich ziehen könnten.

Bargeldhaltung widerspricht Grundsatz der Diversifikation

Das Börsenjahr 2018 scheint den Nutzen eines tiefen Anteils an Wertschriftenanlagen zu bestätigen. Waren die Aktien am 31.12.2017 doch deutlich mehr wert als am 31.12.2018. Und trotzdem sollten sich NPO bewusst sein, dass der Schutz vor Verlusten durch Bargeldhaltung nur durch den Verstoss gegen den Grundsatz der Diversifikation erkauft werden kann.

Bankkonten sind nämlich bei Bankkonkurs nur bis Fr. 100’000 gesichert. Das Risiko eines Bankkonkurses einzuschätzen ist ebenso schwierig, wie das Untergangsrisiko eines Blue-Chip-Unternehmens. Besser also mit sehr guten Aktien diversifizieren, anstatt Bares auf wenige Banken verteilen. Kommt dazu, dass es bei Banken keinen Zins gibt und bei Unternehmen Dividenden. So spielt auch der Wert der Aktien – egal an welchem Stichtag – eine untergeordnete Rolle, denn es geht nicht um eine Investition für einen Verkaufsgewinn, sondern für ein regelmässiges Einkommen.

In zwei Schritten zur nachhaltigen Vermögensverwaltung

Wenn Sie diese Einkommen-statt-Verkaufsgewinn-Logik anwenden, ist Vermögensverwaltung keine Hexerei. Mit der folgenden 2-Schritt-Logik, die Sie jedes Quartal einmal durchexerzieren sollten, können Sie nichts falsch machen.

Schritt 1:
Schätzen Sie die erwarteten Erträge für jede Anlageklasse.

Schritt 2:
Ordnen Sie das zu investierende Kapital relativ den erwarteten Erträgen zu.

Illustration: Wenn ich erwarte, dass Aktien 5%, Obligationen 0.5%, Immobilien 2.5% und Rohwaren 2% rentieren (= total 10 %) und CHF 500’000 zur Verfügung habe, so würde ich für jeden Prozentpunkt CHF 50’000 investieren – also 250’000 in Aktien, 25’000 in Obligationen, 125’000 in Immobilienfonds und 100’000 in Rohwarenfonds.

Die Logik: Wenn die erwarteten Erträge in einer Anlagekategorie höher sind, investiere ich mehr und wenn die erwarteten Erträge tiefer sind, investiere ich weniger.

Und der Beweis, dass die Logik stimmt: Wenn ich einem möglichen Investment einen negativen erwarteten Ertrag zuweisen würde, müsste ich es verkaufen.
Mit dieser Herleitung der Grundallokation in die verschiedenen Anlageklassen, sichern Sie sich über 80% des Anlageerfolgs. Die Wahl der einzelnen Investments ist nicht so entscheidend, so lange Sie damit das notwendige Einkommen generieren und eine gesunde Diversifikation einhalten.

Das Investieren der Reserven einer NPO ist ein überlebenswichtiger Entscheid mit grosser Tragweite. Sich vor der Entscheidung zu drücken und viel Bargeld zu halten, mag zwar beruhigen. Erfolgsversprechender ist aber, sich der Herausforderung zu stellen und sich konsequent an einen einfachen, nachvollziehbaren Anlageprozess zu halten.

Das könnte Sie auch interessieren