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Förderstiftungen sollen auch «eigennützig» fördern (zweiter Teil)

Eine Förderstiftung erreicht die begehrte Steuerbefreiung nur dann, falls sie gemeinnützig tätig ist. Diesen Status erhält eine privatnützige Stiftung (oft handelt es sich dabei um eine Familienstiftung) nicht. In meiner Definition gibt es aus dem Blickwinkel der Förderstiftung auch den «Eigennutz». Dieser verträgt sich gut mit der Steuerbefreiung. Dass es sich dabei nicht um ein Paradoxon handelt, möchte ich nachfolgernd erläutern.

Für eine Branche braucht es Strukturen

Eine Stiftung ist stark, wenn ihre Reputation intakt ist und sie mit guter Foundation Governance erfolgreich geführt wird, oder kurz: wenn sie professionell arbeitet. Der Schweizer Stiftungsplatz hat in den vergangenen Jahrzehnten in diversen Etappen einen massiven Professionalisierungsschub erlebt und dabei auch so etwas wie ein Branchenbewusstsein entwickelt. Wesentliche Treiber dieser Entwicklung waren einerseits Universitäten und andererseits Vereine resp. Verbände. Die Universitäten, bspw. jene in Zürich mit dem Stiftungsrechtler Hans Michael Riemer ab 1978, dann ab 2007 mit Dominique Jakob bringen den Stiftungsplatz mit Forschung und Lehre voran. Die Verbände sorgen für fachliche Vernetzung und somit für Vertrauensbildung unter den Stiftunge, für Weiterbildungen, für die Selbstregulierungen innerhalb der Branche und für deren Interessensvertretung bei Politik und Verwaltung. Es war im Jahr 1980 die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft kultureller Stiftungen (SAKS; 2001 aufgelöst), welche die Stiftungen erstmals aus ihrer «splendid isolation» herauszuführen versuchte, indem sie einen Austausch zwischen mittelsprechenden und mittelsuchenden Kulturstiftungen initiierte. Seit der Gründung von proFonds, dem Schweizerischen Dachverbands der gemeinnützigen Stiftungen und Vereine, im Jahr 1990 existiert ein Branchenverband, welcher den ganzen Gemeinnützigkeitssektor vertritt. Als Lobbyistin bei Fragen des Stiftungsrechts, der Stiftungsaufsicht etc. ist proFonds seit nunmehr dreissig Jahren ein zentraler Player in unserer Stiftungslandschaft. SwissFoundations, der Verband der Schweizer Förderstiftungen mit Gründungsjahr 2001, verdankt seine Stärke dem Fokus seines Mitgliederspektrums auf fördernden, also mittelsprechenden Stiftungen, und natürlich auch dem finanziellen Power, den diese in die Branchenentwicklung investieren können.

Professionalisierung ist nicht umsonst zu haben

Seit der Jahrhundertwende haben wissenschaftliche Forschungsarbeiten, praxisnahe Studien, statistische Erhebungen, branchenbezogene Reflexion, Best-Practice-Formate und mit all diesen verbundene Publikationen einen enormen Wissenszuwachs für die Schweizer Stiftungslandschaft gebracht. War diese früher für die allermeisten eine Blackbox, so ist sie heute ein Ort des Austauschs, der Vernetzung und der Transparenz. Selbstverständlich trug das damals noch junge Medium des Internets mit seiner neuen Kommunikationskultur zu diesem Wandel bei. Aber es brauchte dafür auch den Willen der Verantwortlichen in den Stiftungen und deren Bereitschaft, eine gewisse Quote ihrer Fördermittel in die Entwicklung der eigenen Branche zu investieren. In einer Echo-Situation erlebte ich diesen Paradigmenwechsel so: Nach einem Berufswechsel von der Museumsszene in die Stiftungswelt fragte mich eine ehemalige Arbeitskollegin: «Und, was machst du nun in deiner geheimnisvollen Stiftung?» Im Wissen, dass diese Förderstiftung, meine neue Arbeitgeberin, keine Geheimnisse zu verbergen hatte, wurde es mein Impetus, meinen persönlichen Beitrag zu Transparenz und zu Vernetzung zu leisten.

Am Einfachsten lassen sich Branchen mithilfe von Verbänden entwickeln. ProFonds und SwissFoundations sind die Beispiele für die Stiftungsbranche. Glaubwürdigkeit und Einfluss erreichen diese mit einem grossen und renommierten Mitgliederstamm. Für die personelle und organisatorische Infrastruktur braucht der Verband eine gute Mittelausstattung, wozu die jährlichen Mitgliedergebühren beitragen. Aber auch ehrenamtliche Tätigkeit, beispielsweise in Vorständen, in Arbeitsgruppen oder in Delegationen der Verbände ist unabdingbar. Anhaltende Durchschlagskraft lässt sich nicht ohne Sonderefforts in Form von Projekten erreichen, die der Zusatzfinanzierung bedürfen. Auch wenn erst vereinzelte Stiftungen die «Förderung des Stiftungswesens» in ihren Statuten festgeschrieben haben, haben doch etliche Förderstiftungen mit Unterstützungsbeiträgen massgeblichen Anteil an der Entwicklung des Schweizer Stiftungsplatzes. Das international beachtete Pionierwerk des Swiss Foundation Code (Erstauflage 2005) wäre nicht ohne das finanzielle Engagement zahlreicher Stiftungen entstanden, in drei Sprachen erschienen und gerade aktuell auf den Weg zur vierten Auflage gebracht worden. Der Center for Philanthropy Studies CEPS an der Universität Basel verdankt seine Entstehung einer Initiative einiger Förderstiftungen. Stiftungskonsortien in wechselnder Konstellation garantieren dem CEPS mit einer dritten Fünfjahres-Förderperiode kontinuierlich gute Rahmenbedingungen für die akademische Lehre und Grundlagenforschung zum Stiftungswesen und zur Philanthropie, die wir nicht mehr missen möchten.

Stiftungen fördern das Stiftungswesen aus wohlgemeintem «Eigennutz»

Ich denke, aus meinen Überlegungen kann es nur ein Fazit und diese Ratschläge geben: Stiftungen sollen den Nutzen und das Renommee ihrer Branche steigern, indem sie möglichst zahlreich den Stiftungsverbänden beitreten. Ihre Wirkung dort steigern sie, wenn sie Stiftungsratsmitglieder und Mitarbeitende in Ehrenämtern tätig werden lassen. Förderstiftungen, welche im Rahmen ihrer Möglichkeiten branchenrelevante Initiativen und Projekte mitfinanzieren, potenzieren ihre Wirkung. Wer den Schweizer Stiftungsplatz liberal, stark und reputierlich will, der kann nicht für sich Daumen drehen. «Der Starke ist am mächtigsten allein» (Schiller / «Wilhelm Tell») trifft es nicht.

PS: Es existieren auch weitere Initiativen, welche sich die Förderung des Schweizer Stiftungswesen zum Ziel setzen. Ich denke an die L’Association de Genève des Fondations Académiques (A.G.F.A.), an die Rete Ticinese di Fondazioni Erogatrici, an den Verein Stiftungsforum in Bern, an die regionalen Stiftungstage in Basel und in der Innerschweiz. Nicht zu vergessen: die Parlamentarische Gruppe PHILANTHROPIE/Stiftungen unter der Bundeshauskuppel und die neue Zeitschrift The Philanthropist, die auch Benno’s Blog auf stiftungschweiz.ch ediert.

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